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Deutsches Seminar

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MA Bettina Rimensberger


 

Laufende Forschungsprojekte

Diatopische Variation in der Belletristik. Schweizer und österreichische Texte der Gegenwartsliteratur im Vergleich

Die Pluriarealität des Deutschen ist in der Sprachwissenschaft gut dokumentiert und wird durch das Variantenwörterbuch des Deutschen und die Variantengrammatik des Standarddeutschen einem breiten Publikum bewusst gemacht. Während bisher die diatopische Variation des Standarddeutschen hauptsächlich anhand von Gebrauchstexten (z.B. Zeitungsartikeln) untersucht wurde, gibt es noch wenig Forschung zur Verwendung, zur Funktion und zum Stellenwert von Helvetismen und Austriazismen in der Belletristik.

In der Dissertation, die sich an der Schnittstelle von Variationslinguistik und Korpuslinguistik bewegt, wird ein Ansatz vorgestellt, mit dem Prosatexte der Gegenwartsliteratur hinsichtlich ihrer schweizerischen bzw. österreichischen sprachlichen Eigenschaften analysiert werden können. Es wird untersucht, wie sich die schweizerische und österreichische Standardvarietät in ausgewählten Werken der Gegenwartsliteratur präsentiert oder - anders gefragt - inwieweit der Sprachgebrauch in belletristischen Texten dem Gemeindeutschen oder sogar dem deutschländischen Standarddeutsch angeglichen wird.

Zu diesem Zweck werden in einem selbst zusammengestellten Korpus mit Romanen von Schweizer und österreichischen Autor:innen lexikalische, grammatische und phraseologische Variationsphänomene, die aus Kodizes bekannt sind, abgefragt. Das Vorkommen der in den untersuchten Texten identifizierten (Frequenz-)Helvetismen und (Frequenz-)Austriazismen soll einen Anhaltspunkt geben, wie "schweizerisch" und "österreichisch" sich die Gegenwartsliteratur in sprachlicher Hinsicht präsentiert.

Die Erkenntnisse, die sich aus diesem quantitativen Ansatz ergeben, sollen durch qualitative Untersuchungen ergänzt werden. Dazu werden Befragungen von Autor:innen sowie von Verlagen (Lektor:innen) durchgeführt mit dem Ziel, aus erster Hand Informationen zum Umgang mit bzw. dem Bewusstsein für diatopische Variation zu erhalten. Dabei wird es auch um die Frage gehen, bei welchem Schritt ein allfälliger Verzicht auf Helvetismen und Austriazismen anzusiedeln ist: bereits beim Schreiben der Texte durch die Autor:innen oder erst in der Überarbeitung durch die Lektor:innen?

Eine wichtige Rolle kommt darüber hinaus der Methodenkritik zu. So sollen die Möglichkeiten und Grenzen einer korpuslinguistischen Vorgehensweise anhand der folgenden beiden Leitfragen ausgelotet werden: Worin liegen die Vorteile des maschinellen Lesens und wo ist (zusätzliches) menschliches Lesen erforderlich (distant reading vs. close reading)?

Projektdauer: März 2016 - Mai 2023

Förderung durch den Forschungskredit der Universität Zürich (August 2019 - Juli 2022)


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