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Temporalität, Ostension und Exemplarik. Formen literarischer und medialer Verdichtung der Blutbeschuldigung (Trient 1475) [Forschungsprojekt]
Der Trienter Ritualmordprozess gehört zu den aufsehenerregendsten Prozessen dieser Art im Spätmittelalter. Er bildet den Ausgangspunkt für die Legendenbildung um den später als Märtyrer verehrten Simon von Trient. Das immense literarische und mediale Echo, das den Prozess von Anfang an begleitet, ist Gegenstand des Projekts. Ziel ist es, die Rolle der Literatur als Ort der Aushandlung historischer 'Wahrheit' zu erschließen. Hier zeichnen sich spezifische Mechanismen der Verdichtung ab, die über zeitliche Korrelationen einen Ostensionscharakter entfalten, der wiederum einer 'kanonischen' Exemplarik des Falles zuarbeitet: Der Herausbildung eines Heiligkeitsmodells, das Simon mittels hagiographischer Elemente als 'Proto-Märtyrer' inszeniert und dessen passio für aktuelle religionspolitische Ziele instrumentalisierbar macht.
Epische Bauformen. Poetische Konstruktion epischen Erzählens um 1200 [Studienbuch]
Ziel ist es, die großepischen Erzählformen, wie sie sich im 12. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum etablieren, auf wiederkehrende Grundmuster hin zu befragen: Damit sind einerseits narrative Erzählstrukturen gemeint, mit denen sich prototypische Abläufe beschreiben lassen (z.B. Ankunft, Abschied, Gastmahl, Kampf); andererseits handelt es sich um diskursive Elemente, die ein reflexives Moment in die Narration einspeisen können (z.B. Prologe/Epiloge, Erzählerkommentare, Exkurse, Beschreibungen). Solche Strukturen epischen Erzählens stellen literarische 'Bauformen' bereit, aus denen sich die Erzählpoetik der mittelhochdeutschen Epen grundlegend konstituiert.
Frühe Neuzeit Südwest
Mitglied im Forschungsverbund
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5. Jahrestreffen zum Thema 'Textualität und Musikalität in der Frühen Neuzeit' (18./19.11.2022, Universität Zürich, Organisation zus. mit Prof. Dr. Inga Mai Groote, MA Oliver Grütter)
Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit (DFG-Schwerpunktprogramm 2130)
assoziiertes Mitglied
Sprecherin: Prof. Dr. Regina Toepfer, TU Braunschweig
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Epische Versdichtungen im deutschen Kulturraum im 17. Jahrhundert
kooperierendes Mitglied
Leitung: Prof. Dr. Dirk Werle (Heidelberg)
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Hybride Zeiten. Temporale Dynamiken 1400-1600
assoziiertes Mitglied
Leitung: Prof. Dr. Christian Kiening, Universität Zürich
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Poetik der Kürzung. Studien zur mittelhochdeutschen Epik [Habil.] (Januar 2018-Februar 2022), Förderung durch den Forschungskredit der Universität Zürich
Die Existenz von Kurzfassungen höfischer Romane ist zwar hinlänglich bekannt, ihre Bedeutung als literaturgeschichtliches Phänomen, besonders im Hinblick auf die Textpoetik, indes nur ansatzweise erforscht. Das Projekt hat zum Ziel, die abbreviatio als Organisationsform literarischen Wissens zu profilieren und damit die historische Signifikanz von Kürzungsfunktionen im Kontext der mittelhochdeutschen Epik des 13. Jahrhunderts herauszuarbeiten.
abbreviatio. Historische Perspektiven auf ein rhetorisch-poetisches Prinzip (Basel: Schwabe 2020)
zusammen mit MA Oliver Grütter (Zürich)
Dieser Band versteht das literarische Verfahren der abbreviatio als einen bewussten Vorgang der Reduktion und als eine sinnstiftende Tätigkeit des Verdichtens umfangreicherer Bezugstexte. Er führt interdisziplinäre sowie komparatistische Perspektiven auf das rhetorisch-poetische Prinzip der Kürzung zusammen und arbeitet so über einzelne Textsorten hinausgehende Formen und Funktionen heraus.
Anhand der Analyse antiker, mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Texte profilieren die Beiträge systematische und historische Aspekte der literarischen Kürzung im Spannungsfeld von Latinität und Volkssprache.
open access-Zugang: Link
Dynamiken literarischer Form im Mittelalter (Zürich: Chronos 2020)
zusammen mit Dr. Coralie Rippl (Zürich)
Die Beiträge bieten eine Annäherung historische Konzepte literarischer Form, um anhand synchroner Konstellationen die Dynamiken und Transformationsprozesse für die höfische Epik und Lyrik des 13. Jahrhunderts sichtbar zu machen. Das thematische Spektrum gruppiert sich dabei um fünf Leitaspekte, die die Beobachtungen literarischer Form konturieren: Es geht um die 'Risiken literarischer Wertung' im Spannungsfeld der Konstitution formal-inhaltlicher Korrespondenzen und Kohärenzen, um ontologische und poetologische Formdiskurse in historischer Perspektive, um Interferenzen von Formsemantik und Formgebung ('Semantik der Form'), um Form als Überbietungskunst, die komplexe Steigerungsdynamiken prozessualisiert, sowie schließlich um Aspekte der Formproduktion und ihrer Rezeption.
Thomas Murners Aeneis-Übersetzung (Straßburg 1515). Lateinisch-deutsche Edition und Untersuchungen [Diss.; 2 Bde., Wiesbaden 2019] (Januar 2013-Juni 2016), Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft
Mit der Arbeit wird das langjährige Desiderat: eine Edition der ersten deutschen Übersetzung von Vergils Aeneis eingelöst. Sie bietet Murners Werk in dem historisch intendierten Benutzungsmodus: dem deutschen Text wird synoptisch Murners lateinische Vorlage gegenüberstellt. Weil Murners Aeneis-Übersetzung zu den 'ungelesenen' Texten der Frühen Neuzeit gehört, greifen die Untersuchungen eine Reihe von Themensegmenten auf, die der Forschung mögliche Richtungen weisen und Wege bahnen können.
Wissen - Sprache - Kultur. Transfer im Mittelalter
Interdisziplinäre Ringvorlesung, zusammen mit Dr. Bettina Schöller (Zürich)
Das Projekt bietet eine interdisziplinäre Perspektive auf das Thema 'Transfer'. Es ist auf interkulturelle Austauschprozesse gerichtet, die sich als vielfältige Transformationsvorgänge sowohl auf synchroner als auch diachroner Ebene vollziehen und durch den Wechsel medialer wie materialer Komponenten geprägt sind - ein Aspekt, mit dem Formen der Sinnstiftung unmittelbar einhergehen: Bedeutungszuschreibungen und Funktionalisierungen erfolgen durch Transferprozesse, die auf vorgängige Traditionen Bezug nehmen, deren Wissensinhalte im Akt der Rezeption aber signifikant modifizieren und aktualisieren, sei es durch die Überführung in einen neuen Kontext, sei es durch Anpassung an das eigene kulturhistorische Umfeld.
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