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Nachdichtung einer «typischen» frühneuzeitlichen Kriminalgeschichte
Im Master-Seminar von Christian Kiening und Kathia Kohler haben Studierende im Laufe des Seminars eigenen Kriminalgeschichten geschrieben.
Hier zwei besonders gelungene.
«Dieweil wir jetzt von kurzweiligen Geschichten gesprochen haben, so ist es nun von Nöten, von einer wahrhaftig schrecklichen Geschichte zu erzählen, so ich diese selbst erlebt und die Leute gekannt habe.
So war 1542 ein Weib, genannt Agatha Studler, die hat ein Haus «zur Meerkatze», in dem sie wohnet mit nicht einem, sondern an der Zahl zwei Ehemännern. Der eine hiess Adam Fry, der andere Heinrich Grebel, die gingen ein und aus, an Ehre und Besitz mangelte es beiden nicht.
Nun kam eine Zeit, da hörte man stets Streit aus dem Fenster des Hauses, ein Geschrei so laut, dass sogar die Tauben davonliefen. Eines nachts, so sah ich dazu ganz wahrhaftig eine dunkle Gestalt in das Hause huschen, ich wähne, es war ein weiterer reicher Liebhaber, doch auch diesen vergraulte sie.
Dies und ferrere Zeichen waren der Grund dafür, dasss sie sich von allen Männern scheiden liess. So habe ich aber gehört, dass nie ein Mann je schlecht über Agathe gesprochen hat, sondern ihre engelsgleiche Stimm in hohen Tönen gelobt hat und entgegen dem Zürcherischen Scheidungsrecht überliessen sie ihr freiwillig ihr ganzes Hab und Gut. So wurde sie eine reiche Frau.
Ein Jahr später, im Jahre 1543, war erneut zu hören Geschrei und Tumult im Haus. Etliche Nachbauren meinten, es wären sie und ihr Diener gewesen, da er kurz darauf mit einem schwarzen Büchelîn hinaustrat. Dies Büchelîn war teufelsgleich, es enthielt fremde Zeichen.
Sie war angeklagt und nach peinlicher Befragung gab sie zu, dass sie nun ihr Hexerei lange Zeit trieben und darum ihr die Männer hörig waren und ihr ihren ganzen Besitz überlassen haben. Daraufhin so was sie rechtmässig in der Limmat ertränkt und hat damit ihren rechten Lohn erhalten.
Dies soll dir, geneigter Leser, eine Warnung vor Buhlschaft ausserhalb der Ehe sein sowie vor ein Zeichen dafür, dich nicht Satans Neid hinzugeben und nicht der Zauberei zu verfallen.»
Hier die zweite:
«Eine wahrhaftige, schreckliche Geschichte, die sich nämlich in Baden durch einen blutrünstigen, tiefeifersüchtigen Wirt zugetragen hat. Selbst gehört und gedruckt in deutscher Sprache von Heinrich Wirri in Zürich, anno 1555.
Im Wirtshaus Bären genannt zu Baden habe ich eine gar schreckliche Geschichte vernommen. Im selben Jahr, nur wenige Monate zuvor haben sich im nahliegenden Wirtshaus, Löwen genannt, sieben abscheulichste Morde zugetragen. Es haben sich nämlich zwei Wirte, der vom Löwen und der des dritten Wirtshaus in Baden, Kreuz genannt, einst in tiefer Freundschaft verbunden, gar entsetzlich verstritten.
Denn der Wirt vom Löwen hatte sechs Kinder, der Wirt vom Kreuz hingegen war kinderlos. Nun begab es sich eines Abends, dass der Wirt vom Kreuz ins Wirtshaus zum Bären kam, wo ihm der Bärenwirt im Vertrauen erzählte, dass am Vorabend der Löwenwirt zu ihm gekommen sei und ihm im Trunk sagte, dass er den Tod von ihm (nämlich dem Kreuzwirt) mit Freude erwartet, weil dieser ja keine Erben habe und er so das Wirtshaus zum Kreuz ohne Bezahlung übernehmen könne.
Darauf stürzte der Kreuzwirt in Zorn entbrannt nach Hause, um sein schärfstes und längstes Messer zu holen. Darauf schlich er sich in den Keller des Wirtshaus zum Löwen und wartetet eine Weile. Um Mitternacht schlich er sich aus seinem Versteck und suchte die Schlafkammer des Wirtes auf, in der er aber nur die Wirtin vorfand. Vom Teufel verführt stach er unvermittelt auf die Schlafende ein.
Im Blutrausch und wütend auf die zukünftigen Besitzer seines Wirtshauses rannte er von Zimmer zu Zimmer und erstach ein Kind nach dem anderen, vom Ältesten zum Jüngsten. Am nächsten Morgen kommt der Löwenwirt trunken nach Hause und findet sich nun auch ohne Erben vor. In völligster Verzweiflung stürzte er sich in die Limmat und ward nie wieder gesehen.
Dem Mörder kam ein gewitzter Nachrichter des Landvogts zu Baden auf die Spur und dieser wurde noch am selben Tag gemartert und in sieben Teile zerrissen. Der Bärenwirt, nun als einziger überlebender Wirt in der Stadt, übernahmen den Löwen und das Kreuz. Merke dir, wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte.»
Weiteres aus dem Master-Seminar finden Sie auf dem Padlet.
Kritische Robert Walser-Ausgabe
Herausgeber:innen: Wolfram Groddeck, Barbara von Reibnitz
Projektleitung: Davide Giuriato
Editionsteam: Bettina Braun, Fabian Grossenbacher, Caroline Socha-Wartmann, Matthias Sprünglin, Angela Thut, Christian Walt
KWAe(Digitale Edition)
Alle erschienenen Bände sind via Open Access verfügbar.
Darüber reden! Aber wie? | Yvonne Ilg, Anke Maatz und Henrike Wiemer
Narrative Mikroökonomien der frühen Neuzeit | Christian Kiening, Ramírez Orozco-Sutter & Ricardo Stalder
Historisch-kritischen Edition ausgewählter Briefwechsel (JCLB)
Digitale Edition des Briefwechsels von Johann Caspar Lavater
Leitung: Ursula Caflisch-Schnetzler, Davide Giuriato
Mitarbeiter:innen: Reto Baumgartner (3SIT), Richard Fasching, Lucas Knierzinger, Andreas Moser, Jesko Reiling (ZB), Marcel Riedi (3SIT), Sharon Rom (ZB), Annika Stocker sowie vom TCDH der Universität Tier: Thomas Burch, Michael Lambertz, Radoslav Petkov, Frank Queens
Website der Briefedition
JCLB Film zur Edition auf Youtube
Visualisiertes Netzwerk
«Die Zentralbibliothek Zürich als Partnerin in der Forschung» (am Beispiel der Lavater-Edition) auf Youtube
Swiss National Data and Service Center for the Humanities (DaSCH)
Zwischen Widerstand und Übermut | Nadia Brügger und Valerie Meyer
https://www.gosteli-foundation.ch/de/dienstleistungen/stipendien
https://veranstaltungen.ub.uzh.ch/de/page/ausstellung-germanistik
https://breiterkanon.hypotheses.org
https://sechsundzwanzig.ch (knüpft am Schaffen von Ruth Mayer gegenwärtig an).
https://www.kiwi-verlag.de/buch/nicole-seifert-frauen-literatur-9783462006650
Jonglieren im Hörsaal? | Johanna Jud und Kenan Hochuli
- Blogartikel "Jonglieren im Hörsaal?"
- www.teachtings.tools.uzh.ch
- P-8 Digital Skills in der Lehre 2021-2024 | unterstützt von swissuniversities
- Good Practice - Rubrik bei Teaching Tools der UZH