Navigation auf uzh.ch

Suche

Deutsches Seminar

Anwendungsperspektiven

Obwohl das Projekt "Universitäre Lern-Kommunikation in virtuellen Räumen" in der Grundlagenforschung zu verorten ist (s. "Bedeutung und Kontext"), ergeben sich auf der Basis der Ergebnisse Hinweise darauf, wie die Möglichkeiten computervermittelter Kommunikation noch besser für Lern- und Arbeitsprozesse genutzt werden können.

Dies wird zunehmend relevant, da Projektarbeit in Teams, deren Mitglieder vermehrt online kommunizieren, heute einen selbstverständlichen Bestandteil des Berufsalltags nicht nur von HochschulabsolventInnen darstellt. Vor allem schriftliche Kommunikationsformen, mit denen zeit- und ortsunabhängig (asynchron) kommuniziert wird, haben dabei zentrale Bedeutung. Die Kompetenz, kooperativ über Distanzen zu arbeiten, wird an Universitäten und Hochschulen jedoch kaum vermittelt und von Studierenden selten konkret eingeübt. Wird das Schreiben in elektronischen Umgebungen überhaupt thematisiert, beschränkt sich dies zumeist auf die Vermittlung von Textsortenwissen zur formalen Gestaltung von z.B. E-Mails.

In diesem Zusammenhang ergeben sich für die Beteiligten besondere Schreibaufgaben. Es stellt sich etwa die Frage, wie in einer gleichberechtigten Gruppe, in der es keinen Moderator/keine Projektleiterin gibt, gemeinsame Arbeitsprozesse initiiert werden können und welche kommunikativen Strategien dabei eingesetzt werden. Es zeigt sich, dass die Teilnehmenden systematisch sprachliche Verfahren entwickeln, die eine Lösung dieser Schreib- und Kooperationsaufgaben darstellen. Dabei handelt es sich um Verfahren, mit denen die Teilnehmenden einen neuen Thread in einem Forum eröffnen, um das kooperative Bearbeiten einer Aufgabe anzustossen (vgl. Lindemann/Ruoss/Weinzinger, demnächst ) (s.o., Beispiel 8 ).

Diese und weitere kommunikative Verfahren können durch die empirische Untersuchung dialogischer Strukturen der Online-Kommunikation differenziert beschrieben werden. Wir plädieren aufgrund unserer Analysen dafür, dass diese dialogische Textkompetenz der Beteiligten einen wichtigen Faktor für die Förderung und das Gelingen kooperativer Prozesse und von - nicht nur virtueller - Teamarbeit darstellt.

Über den Bereich der (universitären) Bildung hinaus kommt zeit- und ortsentbundenen Kommunikationsformen u.a. aufgrund der zunehmenden sowohl nationalen als auch internationalen Vernetzung in allen Bereichen der Gesellschaft eine immer grössere Bedeutung zu. Dies betrifft das Wissenschafts-, Politik- und Wirtschaftssystem ebenso wie die modernen Massenmedien. Die Ergebnisse des Projekts haben auch in dieser Hinsicht grosses Anwendungspotential, da grundlegende Prozesse der Wissenskommunikation untersucht werden; die so gewonnenen Erkenntnisse können in den verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten zur Optimierung der Kommunikation eingesetzt werden. Die Ausarbeitung dieser Anwendungsperspektiven ist im Rahmen
der Projektlaufzeit zwar nicht vorgesehen, sie wäre aber unmittelbar anschlussfähig.

Weiterführende Informationen

SNF-Logo