Black German Studies 2025
HS 25
Zurich Distinguished Lectures: Unveiling the Silence:
Exploring Situational Irony and Postcolonial Trauma in Martin R. Dean’s «Meine Väter»
Prof. Dr. Priscilla Layne
(Professor of German; Adjunct Associate Professor of African and Afro-American Studies; The University of North Carolina at Chapel Hill)
14.10.2025, 18.15–20 Uhr
RAA-G-01 (Aula)
Martin Dean’s 2003 novel, «Meine Väter», follows its main character Robert during a moment of crisis. Robert is a middle-aged Swiss man of Indo-Trinidadian origin. He and his wife have just welcomed their first child into the world, a daughter. And her birth has thrown him into an existential crisis. Robert never knew his biological father, Ray. He was raised by his white Swiss mother and an Indo-Trinidadian stepfather, Neil. His daughter’s birth has now led him to realize that he cannot feel wholly secure in his identity, until he finds out more about Ray. But rather than a travel narrative that ends with his encounter with Ray, Robert finds his father at the very beginning of the novel, wasting away in an old folks home in London. But Ray cannot give Robert the answers he’s looking for, because he has become mute; allegedly the result of a racist attack in London. The majority of «Meine Väter» follows Robert and Ray on a journey, from the UK to Switzerland to Trinidad, representing Robert’s search for his father’s true identity and therefore his own. In this talk, I argue that Dean draws on psychoanalytic concepts of trauma and identity to make Robert’s search impossible. Ray’s mutism represents the physical manifestation of colonial and racial trauma on his body. It not only makes Robert’s search for truth difficult, but impossible. Although Robert is able to track down his father’s acquaintances on his travels and learn more and more about Ray’s past, none of this information leads to a definitive answer. Reflecting the concept of infinite regression, each clue that Robert uncovers about Ray’s past just leads to another uncertainty or mystery without end. By the novel’s conclusion, Robert has realized that he can never identify the core of his father’s identity and therefore his own. To support my reading, I will draw on Homi Bhabha’s links between migration, trauma and mutism, Erik Erikson’s concept of psychosocial identity and Dan McAdams’ theories about life stories.
Zürcher Poetikvorlesung: Sharon Dodua Otoo
Im Vertrauern
Weil wir uns gecancelt haben - ein Brief an Adrienne Maree Brown | 06.11.2025
Einführung: Prof. Dr. Frauke Berndt
Weil wir eine Sprache suchen - Ein Brief an Elisa Diallo | 13.11.2025
Einführung: Dr. Sebastian Meixner
Weil wir unter uns sind - Ein Brief an Edwidge Danticat | 20.11.2025
Einführung: Dr. Cornelia Pierstorff
Sharon Dodua Otoo, die 2016 in Klagenfurt für die spektakuläre Erzählung «Herr Gröttrup setzt sich hin» mit dem renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wird, ist britisch-deutsche Doppelbürgerin. Die seit 2006 in Berlin lebende Autorin schreibt ihre Novellen, Kurzgeschichten und Romane auf Englisch und auf Deutsch. In den S. Fischer Verlagen in Frankfurt am Main erscheint 2021 ihr erster Roman «Adas Raum», ausgewählt für die Shortlist des Debüt-Preises und in mehrere Sprachen übersetzt. Es folgen weitere Preise, Auszeichnungen und Writer-in-Residence-Stipendien. Zudem ist sie die Herausgeberin der englischsprachigen Buchreihe «Witnessed», in der Schwarze Menschen zu Wort kommen. Derzeit arbeitet sie an ihrem zweiten Roman.
Für ihr Engagement erhält Otoo 2022 den Verdienstorden des Landes Berlin. Sie ist nicht nur in Vereinen und Verbänden aktiv, z.B. in der «Initiative Schwarze Menschen in Deutschland» (ISD-Bund) e.V., sondern schreibt für zahlreiche Zeitschriften, Magazine und Tageszeitungen, u.a. auch für den Berliner «Tagesspiegel», Kommentare, Berichte, Rezensionen, Feuilletons und Diskussionsbeiträge zu politischen und kulturellen Themen wie Feminismus, Rassismus oder Bildung. Dabei ergeben sich vielfältige Beziehungen zu ihrem literarischen Werk, wenn sie sich mit Identitätsverhandlungen oder dem Empowerment benachteiligter Menschen beschäftigt. 2022 ruft Otoo ausserdem das erste Schwarze Literaturfestival unter dem Titel «Resonanzen» ins Leben, das 2024 zum dritten Mal im Rahmen der Ruhrfestspiele stattgefunden hat.
«Im Vertrauern» wird sich Otoo in den diesjährigen Zürcher Poetikvorlesungen brieflich an drei Schriftstellerinnen wenden, um mit ihnen ein inneres Gespräch über Literatur, Politik und Trauer aufzunehmen – über die gemeinsamen Erfahrungen als Schwarze Frauen, Intellektuelle, Autorinnen und Aktivistinnen in einer Welt, die mit der rechtspopulistischen Wende der westlichen Demokratien immer bedrohlicher wird.
In den USA engagiert sich Adrienne Maree Brown u.a. in der Black Lives Matter Bewegung. 2020 erscheint «We Will Not Cancel Us. And Other Dreams of Transformative Justice». In Frankreich, den Niederlanden und Deutschland setzt sich Elisa Diallo gegen Rassismus ein. 2021 erscheint ihre Autofiktion «Französisch verlernen. Mein Weg nach Deutschland». In der haitianischen Diaspora in New York schreibt Edwidge Danticat Erzählungen und Romane, die teilweise auch ins Deutsche übersetzt worden sind. 2024 erscheint ihre Essay-Sammlung «We’re Alone».
Was wird Sharon Dodua Otoo mit ihren Kolleginnen verhandeln? Was wird sie diese «im Vertrauern» fragen? Und was werden wir dabei über Lebensentwürfe erfahren, die Kontinente, Kulturen, Sprachen überbrücken?
DSL-Bachelor/-Master – Modul: Sharon Dodua Otoo – Kolloquium zur Zürcher Poetikvorlesung
Dr. Cornelia Pierstorff
Alljährlich richtet das Deutsche Seminar der Universität Zürich gemeinsam mit dem Literaturhaus die Zürcher Poetikvorlesung aus. Dieses Jahr gibt Sharon Dodua Otoo an drei Abenden im November Einblick in ihr Schreiben. Das Kolloquium zur Poetikvorlesung lädt interessierte Studierende dazu ein, gemeinsam das Werk einer der wichtigsten Autor*innen der deutschen Gegenwartsliteratur zu erkunden. Begleitend zu den Vorlesungen finden drei Werkstattgespräche statt, bei denen die Möglichkeit besteht, direkt mit Sharon Dodua Otoo über ihr künstlerisches Schaffen zu sprechen. Im Mittelpunkt stehen formale und thematische Erkundungen des Werks rund um Intertextualität, kulturelles Gedächtnis, Intersektionalität und Fiktionstheorie.
Modul im Vorlesungsverzeichnis
Autorenlesung: «Meine Väter» (2003) & «Tabak und Schokolade» (2024)
Martin R. Dean
Workshop: Black German Literature and Cultural Memory / Schwarze deutsche Literatur und kulturelles Gedächtnis
Organisiert von: Dr. Cornelia Pierstorff, Dr. Jeannette Oholi
13.–14.11.2025
FS 25
DSL-Master – Modul: Literatur und Ästhetik – (De)Koloniale Ästhetiken
Prof. Dr. Frauke Berndt
Wenn die Kunst und ihre Regeln in der Aufklärung neu begründet werden, welche die großen Epochen der deutschsprachigen Literatur – Klassik, Romantik, Realismus, Klassische Moderne – prägen, dann ist sie vor allem zweierlei: männlich und weiß. In dieser Veranstaltung wollen wir überprüfen, wie ästhetische Theorien und literarische Texte auf Kolonialisierung, Imperialismus und Kapitalismus reagiert haben. Welche Rolle spielen die geopolitischen Entwicklungen für die Kunst und die ästhetischen Theorien, in denen über Kunst nachgedacht wird? Waren wirklich alle tragischen Held*innen so blütenweiß, wie wir es in der Schule gelernt haben? Wie wird in modernen Romanen von den Kolonien erzählt? Und wie gehen wir als Literatur- und Kulturwissenschaftler*innen mit rassistischer Sprache und rassistischen Bildern, Szenen und Narrativen um? Welche Rolle spielt der sogenannte «Primitivismus» für die Ästhetik der Moderne? Das Programm behandelt ästhetische Theorien, literarische Texte und Bildende Kunst von Mitte des 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Dabei bilden Kolonialisierung und Dekolonialisierung Kehrseiten einer Medaille. Denn es ist und bleibt die Kunst, die nicht nur affirmativ im Dienst von Ideologien handelt, sondern auch subversiv Widerstand leistet.
Modul im Vorlesungsverzeichnis
Workshop mit Vorträgen und Diskussionen
18.03.2025, 16–20 Uhr
Prof. Dr. Oliver Lubrich (Universität Bern)
Dr. Sebastian Meixner (Universität Zürich)
PD Dr. Lily Tonger-Erk (Universität Tübingen)
16–17 Uhr: PD Dr. Lily Tonger-Erk (Tübingen): Friedrich Schiller: Die Räuber (1782)
17–18 Uhr: Dr. Sebastian Meixner (Zürich): Gustav Freytag: Soll und Haben (1855)
18.30–20 Uhr – Öffentlicher Abendvortrag: Prof. Dr. Oliver Lubrich (Bern): W.E.B. Du Bois: «Along the color line»: Eine Reise durch Deutschland (1936)
Masterclass: Exiles, Migrants, Refugees –
World Literary Texts, World Historical Contexts
Prof. Dr. B. Venkat Mani
(Evjue-Bascom Professor in the Humanities; University of Wisconsin-Madison)
26.–28.05.2025
We are living, once again, in times of forced migrations and refuge. According to the United Nations High Commission for Refugees (UNHCR), by the end of 2022 around 108 million human beings worldwide were forcibly displaced, surpassing documented numbers since the two World Wars. How do historical moments of forced migration and refuge impact our understanding of national and world literatures? How does an engagement with exilic and refugee figures broaden and deepen our comprehension of world literature? How does reading history and literature together enrich our understanding of aesthetic and political representations? These questions will serve as catalysts for our Masterclass. We will begin to explore how a global framework of literary and historical comparison can be cultivated with a focus on refuge and migration.
Modul im Vorlesungsverzeichnis
DSL-Bachelor – Modul: Literatur im kulturellen Kontext –
Schwarze deutsche Literatur 1980–2025
Dr. Cornelia Pierstorff
Erst in den letzten Jahren erfahren Texte Schwarzer Autor*innen innerhalb der deutschsprachigen Literaturlandschaft eine breitere Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit kann und sollte zum Anlass genommen werden, Kontinuität und Vielfalt der Schwarzen deutschen Literatur in den Blick zu nehmen und von dort auch die deutschsprachige Literatur anders zu perspektivieren. In exemplarischen Lektüren erschließt das Seminar entsprechend Schwarze deutsche Literatur seit den 1980er Jahren in der Vielfalt ihrer Themen und ihrer ästhetischen Strategien. Dabei soll es sowohl um eine differenzierte Beschreibung dieser ästhetischen Strategien und ihrer Verfahren als auch um ihre (kultur)politischen Implikationen gehen. Vor dem Hintergrund theoretischer Positionen aus den Decolonial Studies, den intersektionalen Gender Studies sowie den Cultural Memory Studies analysiert das Seminar literarische Texte u.a. von May Ayim, Martin R. Dean, Sharon Dodua Otoo und Olivia Wenzel.