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Deutsches Seminar Shwitzer

Amish Shwitzer

Was ist Amish Shwitzer?

Amish Shwitzer ist eine Varietät, die heute u.a. im US-amerikanischen Bundesstaat Indiana gesprochen wird. Bei den aktiven Sprecherinnen und Sprechern, die heute mehrheitlich in und um die beiden Ortschaften Berne und Geneva im Adams County leben, handelt es sich um Amische Alter Ordnung, d.h. um Nachfahren von Schweizer Täufern. Diese waren im 18. und 19. Jahrhundert auf Umwegen über das heutige Elsass und die Pfalz nach Nordamerika ausgewandert. Auf diesem Weg kam die Varietät mit berndeutschen Wurzeln nicht nur in Kontakt mit niederalemannischen Dialekten, sondern auch mit dem amerikanischen Englisch und vor allem mit Pennsylvaniadeutsch, wobei dieses heute die Muttersprache (L1) der meisten Amischen ist und selbst ein Produkt von intensivem Sprachkontakt zwischen pfälzischen Dialekten und dem Englischen darstellt. Somit ist Amish Shwitzer in zweifachem Sinn eine Minderheitensprache: gegenüber der (englischsprachigen) Mehrheitsgesellschaft und gegenüber der mehrheitlich pennsylvaniadeutschen amischen Gesamtbevölkerung.

Im vorhergehenden Projekt "Amish Shwitzer as a mixed language with closely related parents" (2020-2022) wurde diese komplexe Kontaktsituation zwischen einer ganzen Reihe eng miteinander verwandter Sprachen untersucht. Dabei konnte festgestellt werden, dass insbesondere im Bereich der Grammatik verschiedene Innovationen in Amish Shwitzer auftreten, die in keinem der anderen schweizerdeutschen Dialekten in ähnlicher Weise gefunden werden können. Amish Shwitzer stellt deshalb die perfekten Bedingungen für eine detaillierte Studie von Sprachkontaktphänomenen dar.

Über das Projekt

Aufbauend auf den im vorhergehenden Projekt erhobenen Daten und Befunden wird im Folgeprojekt "Variation in Amish Shwitzer" (VarAmiShwi) der Fokus auf die Variation innerhalb der untersuchten Varietät gerückt. Dabei bilden einerseits der Erstspracherwerb einer Minderheitenvarietät im Sprachkontakt und andererseits die Auswirkung von unterschiedlich intensiven Sprachkontaktsituationen in geographisch getrennten Gemeinschaften die zentralen linguistischen Forschungsschwerpunkte. Zur Beantwortung der beiden Forschungsanliegen wird das bisherige Untersuchungsgebiet von der Sprachgemeinschaft im Adams County, IN (wo die Mehrheit der Sprecherinnen und Sprecher Amish Shwitzer verwendet und nur ein kleiner Teil der ansässigen Amischen Pennsylvaniadeutsch spricht) auf weitere Siedlungsgemeinschaften mit anderen Sprachkontaktverhältnissen ausgeweitet. Von Relevanz sind in diesem Projekt deshalb intergenerationelle sowie durch Migration und variierende Sprachkontaktszenarien bedingte Differenzen im Sprachgebrauch der verschiedenen Sprecherinnen und Sprechern (interpersonell). Des Weiteren soll die Variation im Sprachgebrauch einer spezifischen Sprecherin oder eines spezifischen Sprechers (intrapersonell) vertieft analysiert werden. Aufgrund unserer Untersuchungen sollen neue Erkenntnisse zum Erstspracherwerb sowie zur Diversifizierung einer Varietät generiert werden, die sowohl einen Minderheitenstatus besitzt als auch einer intensiven Sprachkontaktsituation ausgesetzt ist.

Und wie klingt es?

Ausschnitt eines Interviews von Guido Seiler mit einem ex-amischen Ehepaar (Indiana 2016)

Transkription und Übersetzung

M: Nei, er hät pfragt, ob mier Tiere hei, Geil.

M: Nein, er hat gefragt, ob wir Tiere haben, Pferde.
E: Ah, okay. E: Ah, okay.
G: Ja, ja, Chie, oder... G: Ja, ja, Kühe, oder...
E: Nime jez. Mi hei koa. Mi hei koa. E: Jetzt nicht mehr. Wir haben gehabt. Wir haben gehabt.
G: Händer? Ja. G: Habt ihr? Ja.
M: Ja, ja, mier hei koa. M: Ja, ja, wir haben gehabt.
E: Säle Hinkelschtal wa vol Hinkel. E: Dieser Hühnerstall war voll Hühner.
G: Mhm. G: Mhm.
E: Und när dehinde isch de, isch de Seischtal zi, säl woar ebe... zeischt Sei koa. E: Und dann dahinten ist der, ist der Schweinestall gewesen, das war eben... zuerst [haben wir] Schweine gehabt.
M: Weisch was mi meine wen mi säge Seischtal? M: Weisst du, was wir meinen, wenn wir Seischtal sagen?
G: Ääh, äh, the hog house. G: Ääh, äh, the hog house.
E: Hog house. E: Hog house.
G: Yeah, that's, ääh Söischtal in my dialect. G: Yeah, that's, ääh Söischtal in my dialect.
M: So, Söi? Söi? E: So, Söi? Söi?
G: Söischtal, ja. G: Söischtal, ja.
M: Söischtal. Und i ha, i ha, ge-, puret mit Geil. M: Söischtal. Und ich habe, ich habe, ge-, Landwirtschaft betrieben [gebauert] mit Pferden.
G: Ja. G: Ja.
M: Wi, wie dädet ier säge? Rose? M: Was, was würdet ihr sagen? Rose?
G: Äh, Ross. G: Äh, Ross.
E: Ross? E: Ross?
G: Mie säget Ross. G: Wir sagen Ross.

E: Abe no hani si, i ha si eino verchouft und ha mi ne Tractor gi.

E: Aber dann habe ich sie, ich habe sie nacheinander verkauft und mir einen Traktor geholt.

 

Weiterführende Informationen

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