Navigation auf uzh.ch
Das Projekt “Amish Shwitzer as a mixed language with closely related parents" (2020–2023) wird vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert. Gegenstand des Projekts ist die Beschreibung des grammatischen Systems von Shwitzer. Diese Sprache hat ihre Wurzeln im Berndeutschen des 18. und 19. Jahrhunderts, der Zeit der Migration von Täufern in die Vereinigten Staaten. Amish Shwitzer ist jedoch keine Zeitkapsel, in der sich eine ältere Form des Berndeutschen bewahren konnte. Viel eher ist Amish Shwitzer eine höchst innovative Sprache. Die Vorfahren der heutigen Sprecher waren noch in Europa im Kontakt mit anderen Dialekten, wie etwa dem Elsässischen. In Amerika intensivierte sich der Kontakt, nun mit dem Pennsylvaniadeutschen, der Muttersprache der Mehrheit der Amischen, und in geringerem Masse mit dem amerikanischen Englischen, weiter. Diese komplexe Kontaktsituation zwischen einer ganzen Reihe eng miteinander verwandter Sprachen führte zu Innovationen insbesondere im Bereich der Grammatik des Amish Shwitzer, die in keinem anderen schweizerdeutschen Dialekten in ähnlicher Weise gefunden werden können. Damit stellt Amish Shwitzer die perfekten Testbedingungen für eine detaillierte Studie zu Dialektkontakt dar.
Die Bandbreite von Kontaktszenarien, die in der Sprachkontaktforschung beschrieben werden, reicht von eng verwandten Varietäten, oder Dialekten, bis zu miteinander völlig unverwandten Sprachen. Ob und welche Unterschiede es zwischen Dialektkontakt und Sprachkontakt gibt, ist noch nicht abschliessend geklärt. Im Projekt "Amish Shwitzer as a mixed language with closely related parents" wird eine Kontaktsituation untersucht, an der fünf germanische Varietäten beteiligt sind: Shwitzer, (amisches) Elsässisch, Pennsylvaniadeutsch, Hochdeutsch und amerikanisches Englisch. Der Kontakt zwischen den verschiedenen Varietäten ist unterschiedlich stark und hat teilweise zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattgefunden. In unserem Projekt beschäftigen wir uns mit den Spuren dieser vielfältigen und komplexen Kontaktsituation in der Grammatik von Shwitzer. Die allen Untersuchungen zugrundeliegende Fragestellung ist, welche Archaismen und welche Innovationen das Shwitzer auszeichnen und wie diese vor dem Hintergrund der Kontaktgeschichte zu erklären sind.
M: Nei, er hät pfragt, ob mier Tiere hei, Geil. |
M: Nein, er hat gefragt, ob wir Tiere haben, Pferde. |
E: Ah, okay. | E: Ah, okay. |
G: Ja, ja, Chie, oder... | G: Ja, ja, Kühe, oder... |
E: Nime jez. Mi hei koa. Mi hei koa. | E: Jetzt nicht mehr. Wir haben gehabt. Wir haben gehabt. |
G: Händer? Ja. | G: Habt ihr? Ja. |
M: Ja, ja, mier hei koa. | M: Ja, ja, wir haben gehabt. |
E: Säle Hinkelschtal wa vol Hinkel. | E: Dieser Hühnerstall war voll Hühner. |
G: Mhm. | G: Mhm. |
E: Und när dehinde isch de, isch de Seischtal zi, säl woar ebe... zeischt Sei koa. | E: Und dann dahinten ist der, ist der Schweinestall gewesen, das war eben... zuerst [haben wir] Schweine gehabt. |
M: Weisch was mi meine wen mi säge Seischtal? | M: Weisst du, was wir meinen, wenn wir Seischtal sagen? |
G: Ääh, äh, the hog house. | G: Ääh, äh, the hog house. |
E: Hog house. | E: Hog house. |
G: Yeah, that's, ääh Söischtal in my dialect. | G: Yeah, that's, ääh Söischtal in my dialect. |
M: So, Söi? Söi? | E: So, Söi? Söi? |
G: Söischtal, ja. | G: Söischtal, ja. |
M: Söischtal. Und i ha, i ha, ge-, puret mit Geil. | M: Söischtal. Und ich habe, ich habe, ge-, Landwirtschaft betrieben [gebauert] mit Pferden. |
G: Ja. | G: Ja. |
M: Wi, wie dädet ier säge? Rose? | M: Was, was würdet ihr sagen? Rose? |
G: Äh, Ross. | G: Äh, Ross. |
E: Ross? | E: Ross? |
G: Mie säget Ross. | G: Wir sagen Ross. |
E: Abe no hani si, i ha si eino verchouft und ha mi ne Tractor gi. |
E: Aber dann habe ich sie, ich habe sie nacheinander verkauft und mir einen Traktor geholt. |